Die Person



Eines der wenigen Lehrbücher über Pferdeausbildung aus der früheren Geschichte ist „Cavallo da Maneggio“ von Giovanni Battista Conte di Galiberto. Es erschien kurz nach Beendigung des 30 jährigen Krieges in Wien und somit ca. 100 Jahre vor der Blütezeit des Barock.

Um den Inhalt von Lehrbüchern verstehen oder gar bewerten zu können ist es von Vorteil, wenn nicht sogar notwendig, den geschichtlichen Hintergrund und die Lebensumstände des Autors zu kennen.

Giovanni Battista Conte di Galiberto stammte aus neapolitanischem Adel und lebte schätzungsweise von 1610 bis 1680. Er kam somit aus der Ur-Stätte der Reiterei nach der italienischen Schule, die ca. 100 Jahre zuvor von Fredirigo Grisone in Form der ersten Reitakademie in Neapel begründet worden ist.

Galiberto diente als Obrist der Dragoner unter Ferdinand II. (1578-1637) welcher abstammend von der Famile der Habsburger, als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zu seiner Zeit über Italien und Spanien herrschte. Italien wurde das „Kleine Spanien“ genannt, weil von hier aus auf kürzeren Wegen die begehrten iberischen Pferde, aber auch die heute ausgestorbenen Neapolitaner in das österreichische Kerngebiet verbracht werden konnten.

Spanien war das Herkunftsland der „modernen Kampfkunst zu Pferde“, jahrundertelang geschult und erprobt während der Reconquista, der Rückeroberung des Landes von den Muslimen. Die Pferde selbst waren Kriegsgeheimnis und noch heute wird das Stutbuch der Andalusier durch das Spanische Verteidigungsministerium geführt.

Galiberto hatte somit alle Möglichkeiten die Reitkampfkunst in ihrer höchsten Form zu erlernen und aufgrund des 30 Jährigen Krieges (1618-1648) auch praktisch auszuüben.

Im 30 jährigen Krieg (1618-1648) kämpfte die Katholische Liga (gegründet 1609) unter Führung des Kurfürsten von Bayern Maximilian I gegen die Protestantische Union.
Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) erweiterte die Katholische Liga zu Beginn des Krieges (1619), welche auch vom spanischen König und der römischen Kurie finanziell unterstützt wurde.

Giovanni Galiberto kämpfte in der Armee des Feldhernn Tilly für die katholische Sache. Aus den Chroniken ist über das Wirken Galibertos folgendes bekannt:
Am 05.03.1632 erobert die Armee Tillys Hassfurt.
Am 07.03.1632 plündert die Armee Tillys Königsberg.
Am 24.03.1632 befindet sich die Armee Tillys auf dem Rückzug vor dem Anzug General Horns.
Am 27.03.1632 ernennt Tilly Galiberto zum Stadthalter von Bamberg und schickt ihn mit 40 kroatischen Reitern dorthin zurück.
Am 29.03.1632 kommt Galiberto in Bamberg an.
Am 15.04.1632 kämpft die Armee Tillys in Rain am Lech gegen König Gustav Adolf. Allerdings ohne Galiberto, denn dieser verweilt in Bamberg. Tilly selbst wird verwundet.
Am 30.04.1632 stirbt Tilly an Wundstarrkrampf.
Am 29.05.1632 überfällt Galiberto mit seinen kroatischen Reitern und ca. 1000 Bamberger Bürgern das Feldlager von Johann Georg von Brandenburg.
Am 17.10.1632 nimmt Kurfürst Maximilian I. Galiberto aufgrund seiner Verdienste in seine Armee auf und befördert ihn zum Oberst.
Am 28.12.1632 nimmt Galiberto unter Feldmarschall Johann von Aldrigen an der Rückeroberung von Landsberg teil.
Am 07.01.1633 nimmt Galiberto unter Feldmarschall Johann von Aldrigen an der Rückeroberung von Memmingen teil.
Am 13.01.1633 nimmt Galiberto unter Feldmarschall Johann von Aldrigen an der Rückeroberung von Kempten teil.
Am 19.01.1633 wird Galiberto verwundet, als Feldmarschall Horn sein Regiment und das seines Vorgesetzten, des Generalwachtmeisters Cronberg überfällt.
Im April 1633 muss Galiberto sich aufgrund dieses Vorfalls in München rechtfertigen und setzt sich daraufhin nach Italien ab.
Von Venedig aus bietet er nun Bernhard von Sachsen-Weimar (1604-1639), welcher auf Seiten der Protestantischen Union kämpft, seine Dienste an.
Als er im Winter 1633/1634 auf dem Weg zu seiner neuen Dienststelle ist, wird er von den Kaiserlichen verhaftet und im Januar 1634 in der Feste Burghausen inhaftiert. Während seiner Inhaftierung schreibt er sein Buch über Pferdeausbildung „Cavallo da Maneggio“.
1637 gelingt ihm die Flucht aus Burghausen. Sein Buch wird 1650 in Wien veröffentlicht.

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